Der Welt der festen Begriffe wird der Boden entzogen im Begreifen eben dieser Welt. Ein Bild besteht nicht nur aus Farb-Klecksen und Farb-Formen, sondern der Bildgegenstand entsteht durch Interpretation und Empfindung des Künstlers. Das, was “da draußen” geschieht, ist der Bodensatz der Malerei von Reinhard Ader: Ein äußerst schmaler Grat zwischen den Realitäten.
“Nachts, die Taschenlampe in der Hand, starre ich auf Farbspuren, auf die Ordnungen und Unordnungen, verfolge die Spur der Farben, der Rinnsale auf der dünnen Haut der Oberfläche. Aus dem Radio ein Gemisch aus Freizeit-Gedudel und dem Geschrei von Toten und Verletzten.
Welche Spuren hinterlassen die Menschen in dieser Welt aus Hitze und Kälte?
Was bleibt übrig, als nur eine Folie mit Farbordnungen, projiziert auf eine Wand, so rauh wie die Oberfläche der Leinwand des Gemäldes in mir?
Die Beständigkeit der Erinnerung ist eine Farce, eine Fratze, ein Theater, das die Welt der Gedanken bewegt - alles nur für einen Augenblick!”
Das Wahr-Nehmen einer möglichen Veränderung beinhaltet an sich schon Veränderung.
Das Bewusstsein des Wahrnehmenden verändert sich mit dem wahrgenommenen Objekt.
Ebenso unterliegt das wahrgenommene Objekt einer ständig sich veränderten Wahrnehmung.
Die Welt der realen Gegenstände wird umgesetzt in imaginative Bildgegenstände.
Die Idee “realer” Bilder ermöglicht die Fassadenkonstruktiion der Imagination
Der wahrgenommene imaginierte Raum wird vom Bewusstsein als “Realität” transferiert.
Malerei ist keine vorgegebene Größe, auch wenn ganz bestimmte technische Komponenten dies vorzugeben scheinen. Das Geheimnis der Malerei - die schon oft tot gesagt, aber nicht tot zu kriegen ist - liegt in der Geschichte des Menschen und seiner “Wahr-Nehmung” begründet. Um das Entstehen der Malerei Reinhard Aders zu charakterisieren, sind Sichtweisen, Standpunkte, Gefühlsassoziationen, Ereignisse usw. von Bedeutung, die seinen Gefühlen von Wirklichkeit in dieser Welt Ausdruck verleihen. Die Welt der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ist nie eine einheitliche Konstante und gerade deshalb so schwer zu interpretieren, bedenkt man die vielen “Brüche” in der Wahrnehmung des “Schönen” und zugleich “Schrecklichen”. “... Ohne Zitieren gibt es keine menschliche Geschichte... Das wahre, weil lebendige Zitat sieht im Vergangenen nichts ... Abgeschlossenes, es zitiert gerade deshalb, weil es die Unabgeschlossenheit des Vergangenen erkannt hat und die Vergangenheit offenhalten will, über die Gegenwart in die Zukunft hinein.
Auf der Hut sein, doppelbödig sehen, irritierbar bleiben, im “Herausarbeiten der Unterschiede”, das ist Reinhard Aders Haltung, die seinen dekonstruktivistischen Interieurs eigen ist.” (W. Marx)
Die Geschichte der Malerei befindet sich in einer ständigen Interpretation verschiedener Sichtweisen, dem Jetzt, den Tagesereignissen, der eigenen Wahr-Nehmung. Aus dieser komplexen Gleichzeitigkeit entstehen seine Gemälde
im Spannungsfeld
wohltuender Stille bleierner Müdigkeit von Nähe und Ferne in der Nähe der Vorstellung von Bildwirklichkeit des Findens während des Suchens von Gesagtem und Nicht-Gesagtem der Darstellung und des Leer-Raums der Angst vor Leere oder Überfüllung der Bedeutung aus Zwischenräumen von Anknüpfungspunkten und Loslassen von Schweigen und gleichzeitigem Geschwätz von Ereignissen des Tages oder Nachtausflügen während des Gedankensturms bei der Umsetzung überdrehter Höhenflüge oder abgedrehter Sturzflüge des Fühlens der Dunkelheit oder des flutenden Lichts von Eiskristallen und Sandkörnern zwischen den Lidern von verebbendem Licht und der Vorherrschaft der Schatten am Abend.
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Fremdenzimmer - Malerei und Installation.
5 Gemälde, stürzende Raumdarstellungen
1 Gemälde, verblasste Erinnerung
1 leere Fassung einer Spiegelleuchte, darunter
1 Spiegel, darunter
1 Waschbecken, darunter
1 Heißwasserboiler, daneben
1 alter, zur Zeit nicht funktionierender Heizkörper
7 Sandsteine auf dem Dielenboden in der Mitte verteilt, darüber
1 Glühbirne hinter
1 abgefahrenen LKW-Reifen, der an
1 verrosteten Fleischerhaken befestigt, an
1 verrosteten Kette, an deren Ende
1 zufällig gefundene Sicherheitsnadel befestigt ist, von der Decke hängt
3 Fenster verteilen durch herabgelassene Jalousien spärliches Licht
1 Tür zum Nachbarraum ist geschlossen, die Eingangstür offen.
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Margarete Stern und Reinhard Ader loten in einem Projekt aus, wie sich künstlerische Positionen manifestieren. Gemeinsam ist dieser Ausstellungsreihe Format und Technik, ebenso das Bekenntnis zur figurativen Malerei. Dem Betrachter ergeben sich in einer interpretatorischen Herangehensweise Anstöße zur Deutung. Die malerisch-darstellende Position der Künstler ist eine Reflexion des eigenen Standpunkts im kunsthistorischen Diskurs..
Fazit der Positionen: Wie generiert sich die Handlungsfähigkeit des Menschen in einer irritierend empfundenen “realen” Welt.
Margarete Sterns Herangehensweise ist “malerisch”. Die Farbe wird subtil eingesetzt, Sättigung, Struktur und Ornament wechseln mit starken Kontrasten, fügen sich in eine feste Komposition. Gegensätze wie Nähe und Ferne, das Anschneiden der handelnden, fast mystisch wirkenden Figuren, sowie die Unmittelbarkeit von Gegenstand und Schmuckform sorgen für Irritation und vermitteln die Beschäftigung von einer Welt “hinter der prachtvollen Fassade”.
Reinhard Aders Malerei ist hauptsächlich getragen vom Licht-Schatten-Kontrast. Räumlichkeit, sowohl der verzerrte, wie auch der perspektivische Raum, ist durchgehend zentraler Schauplatz, wo Dunkelheit und Licht in einem Gefüge von Farbe und figurativer Wiedergabe die “Realität” hinterfragend thematisieren. Der Mensch in seinem Gefüge aus Empfindung, Wahrnehmung und Außenwelt wird in seinem Fremd-Sein artikuliert.
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Frühstück im Freien, 2015 |
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Acryl-Vinyl / Leinwand, 120x100 cm |
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Impression Soleil levant, 2015 |
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Acryl-Vinyl / Leinwand, 120x100 cm |
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Stillleben, 2015 |
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Acryl-Vinyl / Leinwand, 120x100 cm |
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Garten der Lüste, 2015 |
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Acryl-Vinyl / Leinwand, 120x100 cm |
Tage
Nächte
Schattensprung
Sprung im Kopf Kopf. Schreie sinnlos. Stille ringsum. Aussicht zugenagelt
Mit Nägeln. Mit der Faust zugeschlagen. Blutend die Hände.
Stimmt nicht. Alles ganz normal. Normal wie jeder Tag.
Schreie zerschlagen wie Eis.
Wenn da etwas wäre
In Deiner Einsamkeit.
Die Nachrichten des Tages
Schlagen Pflöcke in Dein Hirn. Sandkörner und Eiskristalle zwischen den Lidern.
Die Nächte mit ihren gellenden, verzweifelten Schreien.
Und dazwischen: Immer wieder freundlich lächeln!
Die Sonnenstreifen auf dem Gemälde machen sich gut. Fluten und streifen herein und vorbei.
Bis die Schatten die Vorherrschaft übernehmen.
Die Dunkelheit greift sich den Raum.
Du liegst auf dem Boden, starrst die Decke an, ohne dass Du siehst wie das Sehen schwindet
Die gellenden Schreie der Schwalben draußen gehen einher mit dem Sirenengeheul eines Polizeiwagens
Und Deiner Gedankenflut.
Die Sonnenstreifen sind verblasst
Vergessen der Tag, vergessen, was war. Der Mond scheint in Dein Zimmer, flutet mit kaltem Licht, das so vertraut leuchtet.
Und Du schläfst und Du wachst und Du schreist
Nicht mehr.
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